auf nach Dubai!! - V.A.E

11.11.2007: Ankunft in den V.A.E, Sharjah
Unglaublich langsam, Zentimeter für Zentimeter tastet sich das
Schiff an den Landungssteg heran. Neben uns liegt ein
Flüssiggastanker, da wirkt die Fähre wie eine
Nußschale. Ich bin leicht nervös wegen der Hunde, ob
da wohl alles gut gegangen ist? Oder erwartet mich ein Malheur? Endlich
darf ich auf das Cardeck. Nein, alles in Ordnung. Der Generator brummt,
die Klimaanlage läuft, die Tiere haben geschlafen. Es ist kurz
vor Mitternacht, wir haben mehrere Stunden Verspätung.
Weil Maxl als letztes Fahrzeug an Bord gefahren ist, blockiert er jetzt
alle Cargo-Container. Ich biete an, ihn nach draußen zu
fahren, damit die anderen Passagiere zu ihrem Gepäck kommen.
Normalerweise müßte ich zuerst zur
Paßkontrolle, aber man ist dankbar für meine
Initiative. Ich muß warten, bis alle Passagiere
ausgestiegen und in Busse verbracht worden sind, dann darf ich
rückwärts auf festen Boden. Ein Araber im
weißen Tuch wartet auf mich und fordert mich auf, in seinen
weißen Mercedes 600CLS einzusteigen. Er bringt mich zur
Paßkontrolle. Das fängt ja gut an! Ich steige also
ein, weiß nur nicht wohin mit meinen staubigen Sandalen, der
Fußraum auf der Beifahrerseite ist mit langhaarigem Fell
belegt, auf daß möglicherweise eine holde
Weiblichkeit ihre nackten, zarten Füßchen
hineinkuscheln kann. So gleiten wir zur Paßkontrolle. Dort
warten mehrere 100 Passagiere auf ihre Abfertigung. Mein Paß
wird einem Polizisten ausgehändigt, ein paar knappe Kommandos
und er verschwindet damit. Nach weniger als 5 Minuten kommt er wieder
und ich habe mein 60-Tage-Visum im Paß. Mein Araber
faßt mich am Arm, zieht mich quer durch die Eye-Control der
Frauen (da sind die meisten tief verschleiert, was die
Gesichtskontrolle doch erheblich erschwert, deshalb werden Frauen hier
einer Iris-Kontrolle unterzogen, sie müssen in eine Kamera
blicken und die Iris wird wohl mit einem hinterlegten Bild abgeglichen.
Jedenfalls bin ich außer meinem Führer der einzige
Mann im Raum, es ist eng, ein seltsames Gefühl), weiter zum
Zoll. Dort beauftragt er den Oberaufseher mit der Abnahme meines
Trucks. Sobald er hier mit der Kontrolle der sehr orientalisch
verpackten Gepäckstücker fertig ist, will er mich
abholen, bis dahin soll ich in der Abfertigungshalle warten. Dort komme
ich schnell in ein Gespräch mit einem schwarzen Polizisten, er
kommt aus Äthiopien, an der Grenze zu Eritrea, ich soll
unbedingt über Eritrea reisen, das sei gar nicht mehr
gefährlich, sondern ein wunderbares Land, gut zu bereisen. Ich
verspreche ihm, mich kund zu tun.
Die Untersuchung meines Trucks beschränkt sich auf ein
Beschnüffelt-werden durch eine deutsche
Labrador-Hündin. Da kommt Freude auf bei den Mogli's! Sie ist
aber völlig uninteressiert, konzentriert sich
ganz aufs
Schnüffeln. Nicht mal die Hundefutter-Staubox interessiert
sie. So gut trainiert können Labradore also sein.
Wahrscheinlich liegts daran, daß sie Hündin ist, mit
Rüden geht so was nicht :-)
Alles erledigt. Wow, das ging schnell. Nur aus dem Hafen fahren kann
ich erst morgen früh, es ist noch Papierkram zu erledigen und
Gebühren sind zu zahlen, das geht heute nicht mehr. Sie weisen
mir
einen Stellplatz zu, ich darf sogar mit den Hunden Gassi gehen,
normalerweise darf man im Hafengelände nicht einfach
so rumlaufen, aber man sieht ein, daß die Hunde auch mal raus
müssen. Ich schlafe sofort ein, so erschöpft bin ich.
12.11.2007: Sharjah
- Dubai
Frühmorgens suche ich den Hafen-Agenten auf. Er kommt leider
erst gegen 9 Uhr. Also heißt es sich in Gedulg zu
üben. Kann ich ja inzwischen. Ich verziehe mich also in meinen
Truck, koche mir Kaffee, lese, checke email, warte geduldig. Irgendwann
taucht er auf. Ich händige ihm mein Bill-Of-Loading aus,
bekomme einen Stapel Papiere dafür, mit dem soll ich wieder
zum Zollamt. Die schicken mich zur Polizei. Die weiß
allerdings nichts mit mir anzufangen, also wieder zurück.
Wenigstens gibt es hier keine Warteschlangen, man ist relativ
zügig an der Reihe. Es geht von Schalter zu Schalter, ohne
daß ich verstehe, wer da im Einzelnen wofür
zuständig sein soll und wozu all die Stempel und
Gebühren nötig sind. Da ist Einreise und
Zollkontrolle ein Witz dagegen. Ich laufe gut 6 mal den halben Hafen
ab. Hin und Her. Schließlich will man noch mein Carnet de
Passage, auch das bringe ich bei, es wird abgestempelt. Ein weiterer
Stempel auf einem der unendlich vielen Zettel, die ich inzwischen
gesammelt habe, fordert eine physical inspection des Fahrzeugs. Es
muß noch einmal eine Zollkontrolle des Fahrzeuges
durchgeführt werden. Halt! Das ist gestern schon passiert.
Kann schon sein, aber Bericht und Stempel fehlen.
Ein dickbäuchiger, mies gestimmter, Widerlichkeit
verbreitender Zollbeamter soll die Inspektion durchführen.
Fahrgestellnummern werden verglichen, das Motorrad muß vom
Träger, auch hier werden Motor- und Fahrgestellnummern
gesucht, ein Hund darf noch einmal anrücken und
schnüffeln, man will das Innere des Wagens sehen, aber zu
guter Letzt bekomme ich meinen Stempel. Hafengebühren wollen
bezahlt werden, in einem anderen Office weitere Gebühren, aber
schließlich halte ich mein Exit-Papier in Händen
und darf fahren.
Weit komme ich allerdings nicht. Noch kaum losgefahren, kommt der
schwitzende Dicke mit Sirenen und blinkenden Rotlichtern
angedüst. "Stop!" ich muß zum Chef des Zollamtes. Er
muß mit mir sprechen. Warum? Was für eine sinnlose
Frage! Also sitze ich kurz darauf bei einem Araber in dessen
Büro. Er telefoniert. 10 Minuten. 20 Minuten. Aus dem
Augenwinkel sehe ich, wie einer eine Tür vom Maxl aufmacht.
Ich habe schon wieder nicht abgesperrt! Ich stürze hinaus,
herrsche den Typen an, was das soll, ich habe keine Lust, Hund oder
Katze im Hafen nachlaufen zu müssen. Der gute Chef telefoniert
immer noch. Dann bescheidet er mir knapp, daß die Tiere jetzt
abgeholt werden, zum Flugplatz in Quarantäne verbracht werden,
dort kann ich sie abholen, sobald ich vom dafür
zuständigen Ministerium eine Einfuhrgenehmigung eingeholt
habe. Mir verschlägts die Sprache. Ich habe Papiere. Die Tiere
sind ordnungsgemäß geimpft und gesund! Ja, kann
sein, aber die Genehmigung brauchts trotzdem. Die gibt es in
Dubai! Nach weiteren Diskussionen stellt sich heraus, daß es
einen Veterinär gibt, der die lokale
Quarantänestation leitet. Der Dicke soll mich da hin bringen,
vielleicht kann der Tierarzt mir weiterhelfen. Der Dicke schnaubt und
ist
verärgert. Er kann überhaupt nicht verstehen, wie man
ihm soo viel Ärger und Arbeit bereiten kann. Einen Hund
mitzunehmen! So eine verrückte Idee! Die gehören,
wenns denn schon sein muß, in den Garten, aber doch nicht in
ein Auto. Er schimpft und schwitzt noch mehr und ich bin an allem
schuld. Er muß es ja nicht verstehen, aber sein Job
würde schon ein gewisses Maß an Toleranz erfordern,
denke ich, aber solche Menschen gibt es eben und man kann einfach
Glück oder Pech haben und man ist so einem Widerling
ausgeliefert oder nicht. Der Tierarzt ist nicht da, er ist in
Dubai, kommt erst in ein paar Stunden wieder, aber einer seiner
Angestellten, auch ein Araber in weißem Gewande, mag mir
helfen. Der Tierarzt wird angerufen, die Tierausweise werden kopiert,
das Ganze wird per Telefax ins Ministerium geschickt, der Tierarzt holt
weitere Informationen von mir per Telefon ein, ich soll 600 Dirham (ca.
120 Euro) zahlen, dann könne ich vielleicht heute noch mit
meinen Tieren vom Hafen und sie müßten nicht in die
Quarantänestation. Das Geld kann er aber nicht in bar annehmen
(so viel habe ich in Dirham auch gar nicht bei mir, da haben sie mich
im Hafen schon ganz schön ausgeräubert mit ihren
Gebühren), da muß ich zum 'Court', dort zur Bank,
die könnten mir eine Geldkarte verkaufen. Aber leider erst
morgen, denn sie machen um 14:00 Uhr zu, also doch
Quarantänestation. Aber
es ist doch erst 13:00 Uhr! Wenn mich der Dicke hinfährt, es
ist
ja nicht so weit, schaffe ich das jetzt gleich noch. Aslo stressen wir
los. Unter dem Protest des sabbernden, schweißtriefenden
Beamten. Aber wir schaffens in den Court (über einen
Nebeneingang, der Haupteingang macht um 13:00 Uhr zu), an der
Information
mache ich mich schlau, wo ich hin muß, eile zum Bankschalter,
an dem eine Gruppe Araber wartet und mit dem Angestellten diskutiert.
Er weist sie schroff ab und setzt sich wieder hinter seinen
Schreibtisch, sortiert dort Zettel um. Ich spreche ihn an, ob er mir
bitte helfen könne und schildere kurz mein Problem. "Do you
really think that I don't serve locals, and then help you?" ist alles,
was er sagt und schon wandern wieder Zettel hin und her. Ich weise ihn
auf die Schalter-Öffnungszeiten hin. Ich möchte ja
nicht groß mit ihm diskutieren, aber wenn ich mir die
ausgehängten Öffnungszeiten ansehe (da hängt
ein Schild direkt am Schalter), so habe ich durchaus noch eine halbe
Stunde Zeit, um Gehör zu finden. Das prallt alles an ihm ab.
Mir reichts. So viel Ignoranz und Hochnäsigkeit ertrage ich
nicht. Was war der Iran mit seiner Bürokratie doch
für ein wunderbares Land, hier gibt man sich fortschrittlich
und modern und aufgeschlossen und dann so etwas. Ich kann nur den Kopf
schütteln, verlasse das Gebäude und verliere
schön langsam meine Geduld und Hoffnung. Dem Tierarzt-Kollegen
biete ich an, den Gegenwert in Dollar in bar hier zu lassen, evtl. auch
ein bißchen mehr, und morgen wieder zu kommen, um meine
Schuld zu begleichen. Er willigt ein und eine halbe Stunde
später bin ich endlich, endlich aus dem Hafen.
Ich mache mich auf Richtung Süden, nach Dubai, möchte
ans Meer, mich ausruhen, Ruhe finden, will keinen mehr sehen. Schon
nach wenigen Kilometern begrüßen mich riesige
Verbotsschilder. No heavy Vehicles. Nicht auf der Autobahn. Nicht in
der Stadt. Zwischen 22:00 und 6:00 darf man hier Lkw fahren. Ab 2.5to
ist man heavy vehicle. Was da die ganzen Arabs mit ihren 3to-SUV's
machen, weiß ich auch nicht. Fliegen? Unsichtbar machen? Mir
ists einfach egal, ich habs so unendlich satt, fahre quer durch die
Stadt weiter Richtung Süden, erspähe eine
Straße, die scheinbar ins Meer führt, vielleicht
findet sich dort ein Stellplatz. Ich muß einen kleinen Umweg
fahren, die Straße habe ich schon verpaßt, ein paar
Kilometer weiter geht es rechts ab, ich komme am Burj al Arab vorbei,
unverkennbar, und nur einen Kilometer davon entfernt findet sich ein
öffentlicher Strand, wo ich auf einem Parkplatz halte. Mal
wieder das Glück gehabt in einer Millionenstadt so ein
hübsches Plätzchen zu finden. Ich schreibe an Charly
und Beate noch eine kurze email, setze mich an den Strand und atme tief
durch.
13.11.2007: Dubai
- Sharjah und zurück
Ich schlafe aus. Floh läßt mich tatsächlich
bis 8:00 schlafen. Ich überlege, ob ich vielleicht mit dem
Motorrad nach Sharjah fahren soll, ich habe keine
Haftpflichtversicherung und muß verbotenerweise mit dem Truck
durch die Stadt, entscheide mich aber dagegen. Auch das Motorrad ist
nicht versichert. Es wird schon klappen.
Der Bankangestellte von gestern hat offensichtlich ein schlechtes
Gewissen Ob ich denn noch böse wäre. Nein! lache ich,
sage ihm aber, daß er nicht wissen möchte, was ich
gestern über ihn gedacht habe. Er entschuldigt sich lang und
breit und erklärt mir, daß er von dritter Seite
Unannehmlichkeiten bekommt, wenn er nach 13:00 Uhr noch Kunden bedient,
weil diese Leute dann ihrerseits auch noch arbeiten müssen.
Soso denk ich mir, das ist ja mal eine Erklärung, vielleicht
sollte er einfach das Öffnungszeiten-Schild abnehmen. Mit dem
Chipgeld trotte ich zum Tierarzt, heute ist er da, hat auch noch hohen
Besuch, ein Araber von der Zollbehörde ist bei ihm. Erstmalig
in diesem Lande werde ich zum Tee eingeladen. Wir plaudern
über Reisen, sie sind ganz angetan von meinem Englisch, die
Deutschen würden ja sonst nur Deutsch reden wollen, mir ist
das neu, aber sie bleiben dabei. Der gute Mann züchtet Kamele!
Er hat außerhalb von Sharjah einen Kamelstall,
züchtet Rennkamele, hat schwarze, weiße, braune
Kamele, ich soll doch vorbeikommen! Wir tauschen Visitenkarten aus,
schön langsam erhole ich mich von meinem ersten Schock
über dieses Land, es gibt doch noch normale, zivilisierte
Menschen.
Mit dem Taxi, das erstaunlich wenig kostet, fahre ich in die
Innenstadt. Ich muß unbedingt eine Haftpflichtversicherung
abschließen. Der RKH-Führer weist darauf hin,
daß man Angebote vergleichen soll, es gebe jede Menge
Insurance-Companies in der Nähe des Roll-Platzes, also fange
ich dort an zu suchen. Tatsächlich, schon nach wenigen Metern
ein Insurance-Broker. Sun Insurance Broker. Wunderbar. Guten Mutes gehe
ich ins Gebäude, ab in den 4. Stock und stehe vor dem Empfang.
Erkläre mein Begehren und werde angewiesen, zu warten. Nach
kurzer Zeit kommt ein Mann in Schlips und Anzug, soso, eine
Autoversicherung. Nicht in Dubai zugelassen? Hmm, schwierig. Ich gebe
ihm den Kfz-Schein, den er verlangt. Er verschwindet, nach 10 Minuten
bringt mir eine Sekretärin meinen Schein wieder. Sorry. Der
Typ hats nicht mal nötig, sich zu verabschieden oder selbst zu
kommen. 100m weiter ist ein weiteres Versicherungsbüro.
Foreign Registration? No. Ich suche ein drittes, viertes,
fünftes Büro auf. Dort klärt man mich auf.
Es sei ja ein ganz großes Risiko, mich zu versichern. Ich
könnte ja ein Krimineller sein. Oder einen Unfall verursachen
und mich aus dem Staub machen. Dann hätten sie ein
Riesenproblem. Tolle Logik. Wenn ich mich aus dem Staub mache, brauche
ich auch keine Versicherung. Aber ich sähe so seriös
aus (trotz der Haare?), da könne sie vielleicht eine Ausnahme
machen. Sagts und telefoniert mit ihrem Chef. Yes, we can insure you.
That's 2.500 Dirham for one month. Wie bitte? Dafür versicher
ich meinen Truck zu Hause ein ganzes Jahr! Eine
Autohaftpflichtversicherung kostet hierzulande vielleicht 400 Dirham im
Jahr. Das ist Faktor 75! Da staunt sogar sie. Na gut, für
2.000 Dirham, aber darunter kann sie beim besten Willen nicht gehen.
Faktor 60? Das sei unseriös, sage ich und gehe. Büro
Nr. 6 versichert mich genauso wenig wie Büro Nr. 7. Dort hat
man aber einen Tip für mich. Abu Dabi National Insurance
Agency. Gegenüber. Ich suche vergeblich danach, frage
schließlich einen Ticket-Schreiberling, der mir
tatsächlich freundlichst Auskunft gibt und mich ins richtige
Gebäude schickt. Dort werde ich endlich für 300
Dirham einen Monat lang versichert. Es gibt nur einen kurzen
Moment, in dem ich fürchte, auch hier abgewiesen zu werden, es
ist der Moment, wo er fragt "MAN ist usually only big trucks, yes?' Ja,
sag ich. Er runzelt die Stirn, schreibt dann aber fleißig
weiter. Ich bin mir sicher, wenn er gewußt hätte, um
was für ein Ungetüm es sich handelt, hätte
er den Stift fallen lassen. Ein unversicherbares Risiko...
Ich fahre zurück zum Strand-Stellplatz und rufe bei Beate und
Charly an. Sie haben schon auf mich gewartet, wollen in 30 Minuten da
sein. Am Strand werde ich von zwei Deutschen angepsrochen, einer davon
ist nur kurze Zeit in Dubai, richtet auf der Flugshow die
Multimedia-Präsentation ein, der andere ist ein
(selbsternannter) Rallye-Experte, der ganz schnell einen 8x8 in
Military-Ausführung braucht, alle anderen
Ausführungen kann man vergessen. Und ein Mercedes solls sein.
So ein Wichtigtuer.
Beate und Charly kommen angebraust, freuen sich über das ganze
Gesicht. Wir haben uns erst wenige emails geschrieben, aber es ist, als
ob wir uns schon lange kennen. Sie wissen einen Strand, auf den man mit
dem Truck fahren kann, man kann dort die Hunde laufen lassen und ist
unter der Woche ziemlich ungestört. Das hört sich
phantastisch an und so ist es dann auch. Zwischen der Palm Jumeirah und
dem Burj al Arab liegt ein 500m langer Sandstrand, wo ich mit dem Truck
direkt am Wasser stehen kann. Und keiner regt sich auf! Die Polizei
kommt regelmäßig, sieht nach, obs mir gut geht,
winkt, und fährt wieder. Herrlich. Beate und Charly nehmen
mich mit nach Hause, dort kriege ich mein erstes richtiges Bier seit
mehreren Wochen - Mann, das schmeckt - und wir gehen aus, essen in
einem Hotel im Freien sitzend, unter Palmen, mit Blick auf die Palm
Jumeirah, eine Postkartenidylle. Sie überschlagen sich
förmlich mit dem, was sie mir alles erzählen wollen,
zeigen wollen, es sprudelt nur noch so aus ihnen heraus. Schön
langsam wirkt die Begeisterung ansteckend. Es gibt hier wirklich
unglaubliche Vorhaben, kühne Träume, die verwirklicht
werden, der Scheich ein Visionär. Ein sehr erfolgreicher.
Es wird ein vergnügter Abend. Spät bringen die beiden
mich zurück zum Truck, Charly muß morgen
früh raus, aber so bald es geht, sehen wir uns wieder. Es tut
sehr, sehr gut, Menschen in der Nähe zu wissen, die einem
unbedingt helfen und die als quasi-Einheimische mir verschiedenste
Seiten von Dubai zeigen können und wollen. Ich freue mich
drauf.
14.-19.11.2007 am Strand, Dubai
heute bleibe ich am Strand. Faulenzen, endlich an meinem Tagebuch
weiterschreiben, ich bin Tage im Rückstand. Das Meer ist warm,
genau richtig die Temperatur, es geht ein leichter Wind, ich
genieße den Tag. Am Nachmittag hole ich das Motorrad
vom Heckträger, brettere damit durch den Sand,
schließlich muß ich üben, fahre dann zur
Mall of the Emirates, auch die ist hier ganz in der Nähe. Dort
gibt es einen Carrefour! Ich kaufe ein, was in den Rucksack
paßt, außer Alkohol gibt es hier einfach alles. Und
z.B. 200g Chicken-Mortadella für umgerechnet 80 Euro-Cent ist
wirklich preiswert. Jetzt hab ich Käse, Wurst, Orangensaft,
jede Menge Fleisch und Salat, dazu ein Baguette, das gibt einen kleinen
Festschmaus heute abend! Mir fehlt nur der Chablis dazu schon ein
bißchen.
Charly und Beate nehmen sich viel Zeit für mich, zeigen mir
Dubai, ihre Begeisterung steckt an. Wir fahren auf die Jumeira-Palme,
unter
dem Vorwand, einen Freund besuchen zu wollen, gelingt es uns,
bis
an den privaten Strand vorzudringen.
Die Anlage ist wirklich perfekt
gemacht, soweit ich das beurteilen kann, nicht nur Show, sondern
tatsächlich handwerklich solide Arbeit. Auch hinter den
Fassaden,
ganz anders als in Amerika. Der Blick ist phantastisch, der Himmel
blau, das Meer lädt zum Baden ein, die Temperaturen sind
perfekt.
Vom 40. Stock eines Appartment- und Hotelhochhauses, in dem wir uns ein
Appartement ansehen, hat man einen herrlichen Ausblick über
Meer und Jumeira-Palme. Das Appartement ist (noch) erschwinglich, die
Preise sind am Explodieren. Mir wird schwindlig.
Charly besucht mit mir den Yachthafen. Er hat dort Freunde, da er
früher selbst eine Yacht hier liegen hatte. Ich darf mit auf
eines der größeren Schiffe. Ja, kann man sich
vorstellen, damit durch die Welt zu schippern, hat auch was.
Wir streifen durch Hotels, 1001 Nacht. Mit viel Geschmack und
Gespür fürs Detail ausgestattet. Da kommt man schon
ins Träumen.
Kilometerweit fahren
wir durch eine der Freihandelszonen. Unvorstellbar die
Ausmaße.
Noch viel unvorstellbarer das Volumen, das hier umgesetzt wird (und die
Steuerausfälle, die so etwas den 'alten' Ländern
beschert). Alles, was Rang und Namen hat, ist hier vertreten. Obwohl
zig Kilometer weit, platzt alles aus den Nähten. Eine weitere
Großbaustelle soll Linderung schaffen. Der eigene Hafen wurde
aus dem Wüstenboden gestampft oder vielmehr gegraben, auch er
zeigt Dimensionen, die mich wanken lassen.
Wir fahren nach Dubai Stadt an den Creek.
Dort
ist in einer Mall eines der Bauvorhaben als Modell ausgestellt. An
Phantasie mangelt
es
nicht, an technischen Fähigkeiten auch nicht, am Geld erst
recht nicht. So entstehen Projekte, die andernorts unvorstellbar
wären. Manche davon begeistern mich. So etwa ein 'Green
Village', ein 100% emission-free, 0-waste Dorf. Energetisch autonom,
hier, bei 45° im Sommer? Ohne Abfall nach draußen zu
bringen? Wie, bitte schön, geht das?
Wir fahren zurück nach Jumeira, machen einen Umweg durch eine
der Großbaustellen - sie erstreckt sich bis zum Horizont (und
wahrscheinlich weit darüber hinaus). Ich bin sprachlos.
Zurück in Jumeira brauche ich ein Bier. Dubai schafft mich.
Charly beruhigt mich, das geht jedem so. Wir trinken einen Sun-Downer,
erleben einen Postkarten-Sonnenuntergang unter Palmen.
Am nächsten Tag
ist der Himmel etwas diesig. 'Smog', am Wochenende wird es besser, da
ist weniger Verkehr. Es fehlt der Frischluftaustausch.
Tagsüber
wabert die Suppe Richtung Berge, landeinwärts, nachts schwappt
sie
zurück. Wie soll das werden, wenn all die Projekte, von denen
ich nur einen Bruchteil gesehen habe, realisiert werden? Wenn 3, 4 mal
mehr Menschen und dementsprechend Autos hier sind? Weil das
Meer hier
teilweise fast ein Binnensee ist, kippt es schon mal. Es werden aber
munter weitere künstliche Inseln gebaut und damit der
Wasseraustausch erschwert. Wie will man das in
den
Griff kriegen? Der Verkehr staut sich schon heute stundenlang, so
daß Taxifahrer mir raten, es gar nicht erst zu versuchen, zu
bestimmten Zeiten in die Cirty zu gelangen. Klar, der Ausbau
des
Nahverkehrs wird Linderung bringen, trotzdem wird der Verkehr mit der
Anzahl der Menschen nahezu skalieren.
Die Bauvorhaben sind gigantisch, anders kann man das nicht nennen. Ich
sehe Baustellen, die sich bis zum Horizont erstrecken. Soweit das Auge
reicht, wird gebaut. Die gesamte Stadt ist eine Baustelle, jeden Tag
ändert sich die Verkehrsführung.
Was mir auch auffällt und aufstößt, ist die
klare
Zweiteilung. 'Us' and 'them'. Araber und die anderen. Klar, wer das
Sagen hat. Für das Verhalten beispielhaft: Egal, wo man
hinkommt,
an den schönsten Plätzen türmt sich der
Müll.
Plastikteller, (Cola-)Dosen, jede Menge Essen, Reste, bis hin zu
'vergessenen' Zelten. Man feiert und läßt den
Müll liegen. Irgendein Pakistani wirds schon
wegräumen. Am Strand
geschieht das auch jeden Morgen, da wandert ein
orange-bekleideter
Mensch (Müllmänner sind hier orange angezogen, die
'Grünen' gießen die Pflanzenanlagen, die 'Blauen'
arbeiten
am Bau) über den Strand und sammelt den Müll ein. In
den
Dünen sieht das leider ganz anders aus, barfuß durch
den
Sand geht hier nicht, ich habe gar wegen der Hundepfoten Bedenken. Ich
mags nicht, dieses Verhalten, für
mich
ist es Ausdruck für mehr als 'nur' Achtlosigkeit.
19.11.2007 Ausflug zu den Sand-Dünen an der Straße
Richtung Hatta
Im Supermarkt habe ich mir ein Buch "Off-Road in the Emirates" gekauft.
15 Touren sind darin beschrieben, die erste will ich heute erkunden.
Keine 50km von Dubai entfernt liegen einige der höchsten
Dünen der Emirate, die berühmten 'red dunes'. Ich bin
auch froh, für eine Zeit aus der Stadt rauszukommen, mich von
dem Wahnsinn zu erholen und frische Luft um mich zu haben. Ich kann es
natürlich nicht lassen, mit dem Maxl in den Sand zu fahren.
CTIS auf 'Sand' gestellt und ab gehts. Das macht echt Laune, mit so
einem Truck durch den Staub zu schweben, ein kleiner Drift hier,
sanftes Schaukeln dort, allein mit mir und dem Sand. So ganz weit weg
trau ich mich allerdings noch nicht, aber zum
Reinschnuppern ist's genau richtig. Auf dem Rückweg
werde ich, wie kanns auch anders sein, übermütig.
Steuere die höchste Düne an und mache mich an den
Aufstieg. Weich, gar nicht so steil gehts bergauf. Auf einmal
fängt Maxl an zu bocken, federt ein, aus, ein, aus, die
Motordrehzahl schwankt, es schaukelt, daß ich Mühe
habe, sitzen zu bleiben. Alles, was im Führerhaus herumliegt,
lernt fliegen. Meterhoch. Es nutzt nichts. Ich gehe von Gas. Zack. Aus.
Vorbei. Ich stecke fest. Den Versuch, im kleinen Gang anzufahren gebe
ich sofort wieder auf. Die Räder mahlen nur. Ich lasse die
Luft ganz ab, 'Emergency'-Stellung, alle Sperren rein, vorsichtiges
Einkuppeln - es ist sinnlos. Ich steige aus. Es herrscht eine
Affenhitze im Sand, er ist so weich, daß jeder Schritt sofort
müde macht. In der Hitze den Truck ausschaufeln? Noch stecke
ich nicht sooo tief. Vielleicht habe ich noch einen Versuch -
rückwärts. Die Räder mahlen, aber Zentimeter
für Zentimeter gehts rückwärts und langsam
ist Maxl wieder auf Sand statt im Sand. Nur ist das mit dem
Rückwärtsfahren eine Düne hinab auch nicht
so ohne. Die Hinterräder fahren bevorzugt dorthin, wo der Sand
weicher ist und finden auch ganz selbständig den Weg des
größten Gefälles. Nur daß ich da
nicht unbedingt hin will oder soll. Stehenbleiben will ich auch nicht
mehr, Bewegung, solange ich Einfluß darauf habe,
fühlt sich viel besser an. Ich kurble wie ein Weltmeister, um
den Truck auf Spur zu halten und unter den ungläubigen Blicken
etlicher Zaungäste schaffe ich den Weg zurück
mit Ach und Krach. Daß mir jetzt keiner mit einem Spruch
kommt!
Ich beschließe, die Nacht hier draußen in der
Wüste zu verbringen. Es stehen etliche Bäume herum,
also suche ich mir eine Gruppe davon aus und steuere munter auf sie zu.
Nach meinem Erlebnis von vorhin bin ich nun aber vorsichtiger. Bevor
ich in eine Senke hinab fahre, erkunde ich das Gelände zu
Fuß, der Sand ist mal wieder super-weich und ich finde auch
keinen anderen Rückweg. Also zurück. Ha! Von wegen.
Das gibts doch nicht! Richtig tief stecke ich drin.
Rückwärts geht gar nichts mehr. Diesmal schaffe ich
es mit Ach und Krach vorwärts, mit spektakulärer
Seitenneigung gehts zurück auf festeren Grund. Irgendwann
erwischts mich, wenn ich so weitermache.
Ein paar Kilometer weiter führt eine Spur durch halbwegs
ebenes Gelände zu einer anderen Gruppe Bäume. Dort
verbringe ich die Nacht. Super-romantisch. Ein herrlicher
Sonnenuntergang, ich sitze mit meinen beiden Hunden am Feuer
und lasse
mich treiben.
Am Morgen macht Floh Theater - ein paar Kamele schauen vorbei, so etwas
hat er wohl noch nicht gesehen.
21.11.2007
Charly hat eine Bootsausfahrt organisiert. Willy, er betreut mehrere
Boote im Yachthafen, früher auch Charly's Yacht,
fährt mit uns in einem Begleitboot aufs Meer hinaus. Mit 2 x
250PS gehts um die Jumeira-Palm in Richtung meines Standplatzes, der
Paläste drumherum und Burj-al Arab. Unglaublich, was 500PS auf
dem Wasser leisten. Ich darf ans Steuer und mit plattgewehter Frisur
gehts durch die sanfte Dünung. Wir werden trotzdem alle
naß, bin halt Anfänger.
Weit draußen macht ein Motor schlapp. Er spuckt und
läuft unrund bis gar nicht. Willy klappt ein paar Kisten auf,
hantiert mit Ersatzteilen, und schon läuft die Kiste wieder.
Heimschwimmen hätt ich nicht wollen...
Die Jungs im Hafen sind schon eine lustige Truppe. Überhaupt
sieht man hier viele Leute lachen, auch wenn sie nach unseren
Maßstäben lächerlich verdienen und als
Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Sie haben ihren Stolz,
bewundernswert.
22.11.2007
Ich habe Besuch! Bernie kommt mich für ein paar Tage in Dubai
besuchen. Gegen Mitternacht kommt er am Flughafen an, ein ungalubliches
Gewusel herrscht. Halb Pakistan und Indien kommt zeitgleich mit ihm an.
3.5Mio Menschen warten nach seiner Aussage vor ihm an der
Paßkontrolle. Es ist unerträglich heiß in
den Menschenmassen, ich habe das Abendessen heute nicht vertragen, mich
quält mein Magen, aber um 2 Uhr morgens sitzen wir
schließlich in seinem Hotel an der Bar und feiern, bis 'Last
Call' gerufen wird und ein Schrank von einem Mann sich in der Bar
postiert, auf daß keiner auf eine andere Idee komme.
Wir streifen durch Dubai, an den Creek, durch den Souq, auch hier hats
mir der Gewürzbasar wieder angetan, wir fahren Barqa, lassen
uns treiben, schieben, landen zwischen barfuß laufenden
Menschen, alles Inder, die sich aus einem überdachten Bereich
Essen abholen, das hier öffentlich ausgegeben wird, keine
Ahnung, wo wir gelandet sind.
23.11.2007
Spätabends höre ich am Strand herrlich melancholische
Lieder. Eine Gruppe junger Leute sitzt auf einem Teppich am Strand,
ein
Pärchen singt. Ich setze mich in die Nähe
und lausche. Mich interessiert, was das für Lieder sind, also
gehe ich hinüber und frage. Es sind alte persische Lieder, sie
kommen aus dem Iran. "You were on the ferry, when we came here" bekomme
ich erzählt, "come and join us". Ich lasse mich nicht lange
bitten und und erlebe zauberhafte Momente.
24.11.2007
Ein befreundeter Araber lädt uns auf einen Trip in die 'red
dunes' ein. Ich habe ihm erzählt, wie ich mit dem Maxl stecken
geblieben bin, er will uns zeigen, 'how to drive in the sand'. Er kommt
mit einem weißen Mercedes G Modell, einem AMG PS-Monster mit
über 500PS . Damit geht es quer durch die Dünen.
Fahren kann er, das muß man ihm lassen. Sehr
souverän und butterweich geht es im Drift über
Dünenkämme, steilen Gefällen entlang, quer
durch Kessel, aus denen man zu Fuß nicht mehr
rausmöchte. Auf einmal sacken wir ab - 'oh, this is bad' sagt
er und wir stehen in 45° Neigung nach schräg rechts
vorne in einem Loch. Gaaanz langsam bugsiert er uns wieder heraus. Ohne
Luft abzulassen. Er fährt mit 2 Bar in den Reifen, das mache
ihm keiner nach. Ich glaubs ihm. In einem tiefen Kessel stecken wir
schließlich wirklich fest. Der Kompressor mag nicht mehr, ihm
ist zu heiß. Also sitzen wir im Wüstensand und er
erzählt. Von 'seiner' Wüste. Es kommt sehr
authentisch herüber. Schön, wenn man so etwas von
sich behaupten kann.
27.11.2007
Meeresrauschen weckt mich. Ich spähe aus dem Fenster - und
sehe einen Polizei-Jeep, der auf den 3 Metern zwischen mir und dem
Wasser parkt. Oh je - was wollen die denn? Ich habe überhaupt
keine Lust auf Diskussionen und strecke mich wieder aufs Bett.
Vielleicht ziehen sie ja von dannen. Wenigstens poltern sie nicht gegen
die Tür wie so manche
italienische
Kollegen. Nach einer guten halben Stunde pfeift Floh. Es
nutzt nichts, also raus, sehen wir mal nach, was sie wollen. Ich
öffne die Tür, winke freundlich, sie winken
zurück und bedeuten mir, daß ich zu ihnen kommen
soll. Geht ja auch nicht anders, ich muß ja fast durch ihr
Auto klettern, will ich von meiner Treppe herab. Woher, wohin? Ich
erzähle und es stellt sich heraus, daß einer der
beiden für 1,5 Jahre in München gelebt hat. Kennt
sich aus, kennt Pasing, den Englischen Garten, den Starnberger See usw.
Na sowas. Zu guter Letzt reicht er mir einen dicken Packen
englischsprachiger Zeitungen. 'From today, for you to read!'. Das hat
man nicht alle Tage, daß einem die Polizei die Tageszeitung
vorbeibringt.
4.12.2007 Liwa Oasen
Es reicht mit am-Strand stehen. Die Tage waren zwar sehr erholsam, ich
habe viel gelesen, herrlich entspannt, bin inzwischen der
Berge-König vom Black-Palace-Strand: Selbst aussichtslos
erscheinende Fälle habe ich mit Maxl aus dem Sand geschleppt.
Gestern hat sich ein Angeber mit seinem Range-Rover auf
Super-Niederquerschnitts-Reifen hoffnungslos festgefahren.
Zunächst staubt er mit viel Getöse den
Strand ein, driftend gehts rund um die Badegäste, dann
muß er in die Dünen und dort weiter seine
paar hundert PS rausbrüllen, untermalt von wummerndem Techno.
Irgendwann kommt er dann an, ob ich denn ein Seil hätte. Ich
reiche ihm meinen Bergegurt und wünsche ihm viel
Glück. So läuft er von einem 4x4 zum
nächsten und kommt nach einer halben Stunde wieder. Die
könnten ihm alle nicht helfen, sie hätten Angst um
ihr Auto, seines säße viel zu fest. Wahrscheinlich
stauben die immer noch ihre Handtücher aus und reiben sich den
Sand aus den Augen, denke ich mir, komme aber mit, um mir das Malheur
anzusehen. Und tatsächlich: Er steckt fest. In einer Senke mit
weichem Sand. Er hat die Räder so lange durchdrehen lassen,
bis er es geschafft hat, mit dem gesamten Bodenblech aufzusitzen. Er
schimpft wie ein Rohrspatz. 400.000 Dirham hat er für die
Karre ausgegeben und taugen tut sie gar nichts. Jetzt bin ich zwar
selbst ganz grün, was Sand angeht, aber vielleicht
hätte er einen kleinen Teil davon für einen Fahrkurs
ausgeben sollen. Aber weil ich ein weiches Herz habe, verspreche ich,
ihm zu helfen. Bis ich meinen Truck so weit aufgeräumt habe,
daß ich durch den Sand schaukeln kann, gebe ich ihm meine
Sandschaufeln und heiße ihn sein Auto ausgraben. Nicht ohne
ein bißchen Häme, muß ich gestehen. Dann
umkurve ich die Dünen, stelle mich so weit es der Bergegurt
zuläßt in teilweise bewachsenes und deshalb festeres
Terrain, weise ihn vorsorglich noch darauf hin, daß ich keine
Verantwortung dafür übernehmen kann, daß an
seiner Karre nichts kaputt geht und ziehe ihn wirklich mühelos
aus seinem Jammertal. Daß es so einfach geht, hätte
ich nicht gedacht. Seine Luftfederung hat das Ganze nicht
überlebt, wahrscheinlich hats eine Luftleitung abgerissen, was
solls! Trotzdem hätte er sich bedanken können, der
Rotzlöffel, der arabische.
Der Weg zu den Liwa-Oasen führt an einem Auto-Museum
eines Auto-närrischen Scheichs vorbei. Das muß ich
mir ansehen. Ein offensichtlich nicht mehr ganz aktuelles Schild weist
auf die in 2005 zu erwartende Eröffnung hin, aber ich habe
Glück und obwohl früher Nachmittag, ist
geöffnet.
Ein bißchen hemdsärmelig
zusammengeschraubt (und wohl nicht bis nur sehr eingeschränkt
funktionstüchtig) sind die verschiedenen monströsen
Stücke ja schon. (Wobei mir der Weltkugel-Anhänger
schon gefällt, sehr schöne Idee, da drin
ließe sich ein prima Wohnraum schaffen...)
Meterweise finden
sich gold-bestückte (Mercedes-) Limousinen, ganz so, wie ich
mir als Kind Araber-Schlitten vorgestellt habe.
Aber auch ein
Trabbi findet sich darunter.
Kurz vor den Oasen liegt ein mit Stroh beladener Truck mit einer
Reifenpanne am Straßenrand. Die beiden
ausschließlich arabisch sprechenden Männer haben den
Reifen schon gewechselt (der kaputte bleibt in der Wüste
liegen, dem neu aufgezogenen gebe ich auch keine 100km mehr, da fehlen
nur noch Mikrometer zur Karkasse), sie brauchen Druckluft. Also wende
ich meinen Maxl und versorge sie, wobei ich mich in einigen Metern
Abstand dazustelle - ich traue dem Reifen so gar nicht, und wenn er
schon platzt, soll er mich nicht erwischen. Zu guter Letzt soll ich
dann einen der beiden samt zweier monströser Wagenheber,
Rohrstange, Holzbohlen und Kleinteilen in das nächste Dorf
mitnehmen. Wie ist der denn damit hierhergekommen? Getrampt? Ich lache
in mich hinein und tu ihnen den Gefallen.
Ich biege von der Hauptstraße in eine Piste ab, folge ihr ein
paar Kilometer durch wunderschöne Sandwüste und
schlage mitten im Nichts mein Lager auf. Nehme einen Campingstuhl, ein
Bier und ein Buch, erklimme die nächste Düne und
setze mich dort oben in die Strahlen der untergehenden Sonne und
genieße die unendliche Stille und Weite.
Nach dem Dunkelwerden koche ich mir Nudeln, erstklassiges Rindersteak
und eine Thomas-Traum-Soße. Dazu gibts Tomaten- (die
Tomaten stammen hier meist aus Holland, mit etwas Glück aus
Spanien, einheimische gibt es kaum) und Gurken- (wenigstens die gibt es
als einheimische Variante, allerdings kaum mehr als daumendick) Salat.
Für Interessierte: Der Stromverbrauch für Nudeln (in
4 Liter Wasser), Steak braten und (Hauptverbrauch) Soße
reduzieren liegt für meinen (Bernie: ganz normalen Gaggenau-)
Induktionsherd bei 40Ah * 24V. Da reicht dann eine halbe Stunde fahren
oder einen halben Tag in der Sonne stehen, um das wieder aufzuladen. Es
schmeckt herrlich.
Kaum habe ich zu essen angefangen, kommt ein Geländewagen
angebraust - ob
ich Hilfe benötige? Es ist ein Pakistani, er lädt
mich spontan zum Abendessen ein. Es täte mir leid, sage ich
ihm, mein Essen steht auf dem Tisch, aber er kann gerne mit mir essen,
es reicht locker für zwei. Nein, nein, er kommt
später noch einmal und bringt arabischen Kaffee mit. Nicht nur
das, der kommt mit Reis, Hühnchen, Tabuleh und Fladenbrot und
ich stopfe mir ein zweites Abendessen rein, alles andere wäre
zu unhöflich. Wir erzählen, er arbeitet
für den Scheich, ist Jagdaufseher (hier, mitten in der
Wüste? - Ja, hier gibt es Füchse, alles
mögliche Getier), seit 15 Jahren in den VAE, seine Frau und
seine vier Kinder, das jüngste er letzten Monat geboren, sind
in Pakistan, er besucht sie einmal im Jahr. Verdient knapp 2.000
Dirham, umgerechnet 400 Euro und damit für einen Pakistani in
den VAE noch sehr gut. Moderne Sklaverei, aber er steckts lachend weg,
es gibt für ihn keine Alternative.
Am Morgen kommt er noch einmal vorbei und bringt mir
Frühstück - Spiegelei im Fladenbrot und
süße Nudeln, aber er muß gleich weiter,
vielleicht sehen wir uns heute abend im Westen der Oasen noch einmal.
Ein toller Mensch.
5.12.2007 Liwa Oasen, Moreeb Dune
Es ist unglaublich, mitten im Sandmeer sprießt saftiges
Grün, hie und da leuchten tiefgrüne
Rasenflächen, wahrscheinlich Golfplätze, weite
Palmenwälder, die augenscheinlich sofort verdorren, wenn sie
nicht gegossen werden, säumen die Straße, und
drumherum nichts als Sand, Berge aus Sand. Bizarr. Der Anzahl der
Geschäfte nach zu urteilen ein Eldorado für "Water
Well Drilling" Companies. Der Wasserverbrauch muß horrend
sein, wie lange das wohl gut geht?
Ich fahre zur Moreeb Düne, eine fast 300m hohe Düne.
Die Straße führt durch herrliche
Dünenlandschaft, die Farben sind unglaublich. Ich
wußte nicht, daß Sand so schön sein kann.
Unterhalb
der Moreeb Düne ist noch ein Zeltlager vom letzten Wettkampf
aufgebaut. Der Dünenabhang ist eingezäunt,
vereinzelte Spuren führen tatsächlich bis
über den oberen Rand. Da muß einer mit einem
Raketentriebwerk unterwegs gewesen sein, Traktion oder Schwung alleine
reicht da nicht :-)
Ich versuche mich an einer flacheren Düne, stecke bald fest,
aber nach etlichen Versuchen und Probieren, verschiedenen
Gängen, Drehzahlen, Luftdruck und Fahrstil (lenken hilft
deutlich, vor allem gegen das 'hoppeln'), schaffe ich es bis auf den
Dünenkamm. Es sieht gar nicht so steil aus, aber ein
Fußmarsch dieselbe Strecke nach oben belehrt eines Besseren.
Na also, geht doch.
Am Abend packe ich meinen
Grill aus,
es gibt mariniertes Lammfilet,
dazu Salat und Brot. Unendlich lecker. Höchstens der Sand auf
dem
Fleisch stört etwas - jetzt weiß ich, warum andere
Grills
Füße haben.
Die Tiere lasse ich frei
herumstreifen, auch Pipo flätzt sich in den Sand. Zuletzt
schlafe ich beim Feuer fast ein.
So richtig dunkel ist es hier, über 25km vom
nächsten Dorf entfernt, aber auch nicht, irgendwo hinter den
Dünen
ist der Himmel hell, wahrscheinlich ein
Ölfördergebiet. Trotzdem ist der Sternenhimmel
superschön. Durch die offene Dachluke blicke ich vom Bett aus
in den Sternenhimmel und lasse meine Gedanken treiben.
Die Nacht ist leider nicht so ruhig, wie sie hätte sein
können. Es ist so still, daß jedes
Plastiktüten-Geraschel und wohl jede Wüstenmaus den
Floh so ängstigt, daß er laut bellen muß
und nur schwer zu beruhigen ist. Auch heute morgen mußte er
wild eine schwarze Plastiktüte verbellen, die der Wind in weit
über 100m Entfernung über die Dünen
getrieben hat. Fürs frühe Aufstehen
entschädigt mich ein herrlicher
Sonnenaufgang...
8.12.2007 Oman, Buraimi
Ich mache einen Ausflug in den Oman nach Buraimi. Das geht ohne
große Paß- und Zollformalitäten, solange
man in und um Biraimi bleibt. Es tut gut, einmal wieder Berge zu sehen,
hier den Jebel Qatar. Mein "Off-Read in the Emirates" Führer
weiß von "hängenden Gärten". Sie sind zwar
nicht ganz so spektakulär, wie man es sich vorstellt, trotzdem
beeindruckend, wie die Bäume auf und zwischen den Felsen, in
Felsspalten an der Felswand klemmend, wachsen. In dem weiten Wadi
campiere ich, koche mir wieder Leckeres, aber draußen sitzen
ist heute nicht. Myriaden von fiesen, fetten Fliegen umschwirren mich,
so sehr kann man sich gar nicht schütteln, daß sie
nicht sogar auf Augen und Lippen zu sitzen kommen. Irgendwie schaffen
es auch etliche in den Truck. Erschlagen mag ich die fetten Teile aber
nicht, also steck ich den Schlauch auf meinen verbauten Staubsauger und
sauge die Plagegeister ab. Das funktioniert einwandfrei. Pfpf
- weg sind sie!
Am frühen Morgen
besucht uns eine
Kamelherde, die samt
Hüter durch das Wadi streift. Ich winke ihm zu, er winkt
zurück und bestaunt uns ein paar Minuten, zieht dann winkend
mit einem "good Bye" weiter. Floh flippt schier aus, er ist gar nicht
mehr zu beruhigen, Kamele müssen ganz gefährlich
sein.
Als wir losfahren,
scheuchen wir zwei wilde Esel auf, die zunächst
davongaloppieren
(ich wußte gar nicht, daß Esel so schnell rennen
können) und uns dann aus sicherer Entfernung
beäugen.
9.12.2007 Oman, Khatwa Oase, Wadi Sharm, Khadra Pools
Eine richtige Oase! So, wie man sich das vorstellt. Etwas
größer vielleicht, aber Palmen, Wasser, Schatten
statt Hochhäuser und Beton. Eingerahmt von Bergen liegt die
Khatwa Oase idyllisch hinter einem kleinen Paß. Wasser
plätschert durch die Bewässerungskanäle,
Frösche platschen, seltsame Wespen-ähnliche Insekten
schwirren herum (manchmal sinds mir gar zu viele), Libellen umkurven
mich, es herrscht eine große Ruhe, Hektik gibt es hier nicht.
Ich streife kreuz und quer durch die Oase, sie ist so groß,
daß ich mich glatt verlaufe (ich folge dann dem Wasser
aufwärts, so muß ich an ein Ende der Oase kommen).
Das Wasser wird unter anderem aus einer Schlucht, 50m tief, gepumpt.
Man sieht die Schlucht zuerst gar nicht, ich höre Wasser
rauschen und tatsächlich, durch einen Spalt, nur wenige Meter
breit, kann ich tief unten Wasser glänzen sehen.
Auf der Suche nach den
Khadra Pools
biege ich bei (N24°
29.802', O56° 1.256') ab in das Wadi Sharm.
Flußaufwärts sollen sich Höhlen und
Tümpel befinden, in denen man baden kann. Ein paar Kilometer
geht es über Steine, durch feinsten Kies, in dem man
fürchterlich versackt, das Flußbett hoch.
Bis ich vor
einer Gruppe
Felsblöcke stehe, die jedes Durchkommen versagt. Also
zurück und über eine wirklich steile Ausfahrt (gut,
daß ich den Unicat-Hügel während des Tags
der Offenen Tür so oft befahren habe, das hier kommt dem schon
ziemlich nahe, zusätzlich hats hier tiefe Auswaschungen)
erklimme ich das Hochufer, folge dort einer Piste und stehe bald
über meinem Ziel.
Toll sehen sie aus, die Pools, aber die Farbe des
abfließenden Wassers läßt mich vom Baden
Abstand nehmen, nur die Hunde dürfen rein und haben sichtlich
ihren Spaß daran.
Nachts höre ich das Wasser plätschern,
Frösche quaken um die Wette, Grillen zirpen, der Sternenhimmel
ist überwältigend - so stelle ich mir
nächtigen unterwegs vor!
21.12.2007 Dubai - Ain Al Qamour
Nach herrlich entspannenden Tagen am Strand ziehts mich wieder
landeinwärts. Ich mag wieder Berge sehen. Also mache ich mich
auf Richtung Hatta. Auf omanischem Gebiet, allerdings ohne eine
Grenzkontrolle passiert zu haben - eine der Verrücktheiten in
diesem Land - passiere ich ein kleines Versicherungsbüro und
nutze gleich die Gelegenheit, für den Oman eine
Kfz-Haftpflichtversicherung abzuschließen. Der gute Agent
kann mit dem deutschen Kfz-Schein wenig anfangen, ist noch ratloser,
als er den Truck sieht, den es zu versichern gilt, telefoniert, aber
findet keine Lösung. Schließlich hat er merklich
eine Erleuchtung. Ich sei doch in den VAE versichert, ob er den
Versicherungsschein sehen könne? Klar - ich bringe das Papier
bei und er tippt Feld für Feld ab, verlangt auch 300 Dirham
und schon ist das Problem erledigt und Maxl für einen Monat
versichert.
Ich schlage mich in die Berge, auf kleinen Nebenstraßen gehts
es zum Wadi Hulw, das ich erst nach mehreren Sackgassen-Wadis erreiche.
Auf diese Art und Weise finde ich versteckte Dörfer, fahre
teilweise wirklich querfeldein, dabei wäre es 500m weiter so
einfach gewesen...
Mein Reiseführer weiß von einer heißen
Quelle in Ain Al Qamour. Inmitten einer dichtbewachsenen Oase
quillt heißes Wasser aus der Erde und lädt zum Bade.
Nur leider ist es zu einem Rinnsal verkümmert. Trotzdem baden
Einheimische (in voller Montur, so werden gleichzeitig die Klamotten
sauber) in dem Tümpelchen. Weils aber ein heimeliger Platz
ist, suche ich mir ein einsames Plätzchen, grille mir ein
Steak und mache anschließend Feuer, wobei sich das
herumliegende Astzeugs vehement gegen das Verheizen wehrt. Die
Zweiglein haben Stacheln, daß ich nach kürzester
Zeit völlig verschrammt daherkomme. Das Feuer hab ich mir
schwer verdient. Aber wildromantisch ist es.
22.12.2007 Ain Al Qamour - Wadi Wurayyah
Gelesen hab ich's - geglaubt nicht. Es ist tatsächlich ein
extremes Offroad-Stück das Wadi Wurayyah hoch. Über
Steine und Felsen kraxelt Maxl Meter für Meter das
Flußbett hoch. Ich passiere eine größere
Gruppe Araber, die hier lagern, sie winken und laden mich zum
Mittagessen ein, aber ich vertröste sie auf später,
ich möchte zuerst das Wadi rauf und wieder zurück,
dann setze ich mich gerne zu ihnen. Einen Kilometer weiter
ertönt Applaus von einem Aussichtspunkt über mir. Da
stehen 3, 4 Autos und beobachten mich, wie ich mich im Kriechgang
über die Felsen taste. Aber es geht alles gut, das Wadi wird
grüner und kurz darauf stehe ich vor dem Wasserfall, der mich
hierher gelockt hat. So wie's aussieht, war schon jemand vor mir da,
denn das ganze Wadi ist voller Müll. Es ist echt schwierig,
ein Foto zu machen, auf dem kein Müll zu sehen ist...
Es hat doch gut eine Stunde gedauert hin und zurück und die
Araberfamilie ist weg. Nicht so schlimm, denke ich mir, und fahre
zügig zurück Richtung Fujairah. Knapp 10km
später fällt mir ein wild hupendes und blinkendes
Fahrzeug hinter mir auf. Ich fahre rechts ran und halte, weiß
der Teufel was der will. Es ist einer aus der Familie - sie sind
umgezogen in ein Tal, in dem es Bäume gibt, haben mich vorbei
fahren sehen und einen der Ihren losgeschickt, mich
zurückzuholen, damit ich mit ihnen esse. Wahnsinn. Ich komme
gerne mit und verbringe mit ihnen ein paar Stunden essend,
erzählend und lachend.
25.12.2007 Dubai, am Strand
Ich sitze in der Abendsonne, trinke ein Bierchen, genieße das
warme Licht - da kommt ein bärtiger Mann auf mich zu, ich habe
ihn nie zuvor gesehen, wünscht mir 'Merry Christmas' und
überreicht mir einen Präsentkorb. Mit
Spielzeug-Weihnachtsmann-Auto, Lebkuchenherzen, Salami, Pringles,
Baby-Bel und Charlemangne - sparkling white grape juice. Für
die Hunde Cow's Hooves. Ich bin sprachlos. Vielen Dank und Merry
Christmas to you, too!
27.12.2007
Ich mache mich auf zur Nordspitze, in den nördlichen Oman.
Kurz vor dem Dunkelwerden suche ich mir einen Stellplatz am Meer, fahre
durch schweren, feuchten Sand. Hier hat es tatsächlich
geregnet! Locals aus Dubai laden mich auf ein Bier an ihrem Zelt ein,
wir verbringen den Aben am Lagerfeuer, ab und zu schüttet es
richtig, aber unter einer Zeltplane sitzen wir halbwegs trocken. Sie
zelten hier seit drei Tagen, fischen, grillen, trinken Bier und lassen
es sich gut gehen.
28.12.2007
Ich bin ja mal gespannt, wie das mit der Grenze in den Oman klappt. Der
RKH Führer macht mir da wenig Hoffnung, wer mit Haustieren in
den Oman reise, müsse mir mehreren Wochen Quarantäne
rechnen. Zunächst ist die Ausreise aus den VAE komplizierter,
als gedacht. Man braucht ein Exit-Papier, das man sich vor
Grenzübertritt besorgen muß. Aber dann gehts
zügig. Auf omanischer Seite muß ich ein Formular
ausfüllen, das macht keinerlei Schwierigkeiten, alles ist
sowohl arabisch als auch englisch beschriftet, ich zahle ein paar
Dirham und schon ist das omanische Visum in meinem Reisepaß.
Nur noch der Zoll! Wie nicht anders erwartet, fischen sie mich aus der
Schlange - park there! Na gut. 'What is this?' - Ich erkläre
ihnen, daß ich auf Weltreise bin, daß das mein Haus
und Zuhause ist. Aha! You have Whisky?
Wahrheitsgemäß antworte ich, daß ich
keinen Whiksy habe. 'Open this'! Also gehts an den Heckstauraum, er
will wissen, was in den einzelnen Kisten drin ist. Als ob ich das
selbst so genau wüßte! Bzw. wie übersetzt
man 'Kruscht'? Auch der Innenraum will genau untersucht sein. Jede
Klappe wird geöffnet, jede Kiste begutachtet. So genau hats
bisher noch keiner genommen. Allerdings interessieren ihn weder die
Champagner-Flasche im Präsentkorb noch die Bierdosen im
Kühlschrank. Offensichtlich sucht er Whisky. Dann findet er
die Hunde, die sich bisher erstaunlicherweise völlig ruhig
verhalten haben. You have Permit? Ich gebe ihm die Heimtierausweise.
Alles, was er wissen will, ist, warum kein Bild in dem Ausweis drin
sei! Das wars. Und durch bin ich.
30.12.2007
11.1.2008 Hatta Pools
Have you been to Hatta Pools? Ein berühmtes
Wochenend-Ausflugsziel. Ich mache mich auf den Weg, die Strecke nach
Hatta (durch die Red Dunes) kenne ich ja inzwischen. Das Fahrverbot ab
2.5to rührt mich auch nicht mehr, bisher hat sich keiner drum
geschert, daß ich mit meinen 12t herumkurve. In Hatta kriche
ich über die Stolperschwellen, die in lästiger
Häufigkeit in den V.A.E. für
mäßige
Geschwindigkeiten sorgen sollen. Die Einheimischen wie die
Rental-Car-Driver prügeln ihre Geländewagen mit
unverminderter Geschwindigkeit drüber hinweg, aber mehr als
Schrittgeschwindigkeit ist mit Maxl da nicht drin. Das heißt,
zurück in die kleine Gruppe, in den 3. oder 4. Gang, dann
wieder
beschleunigen, Gruppe wechseln, 5., 6. Gang, dann bin ich wieder auf
50. Das dauert. Also werde ich eben
an diesen Stolperschwellen überholt. Wahrscheinlich auch nicht
im Sinne des Erfinders. Ein Polizeijeep taucht hinter mir auf,
schleicht eine Zeitlang hinter mir her und blendet dann ein paar mal
auf. Weil ich ein Netter bin, fahre ich zur Seite in den Schotter, um
ihn überholen zu lassen. Will er aber gar nicht. Die
Fahrzeug-Registrierung wollen sie sehen. Neugierig sind sie, das ist
alles. Also erkläre ich, wo ich herkomme, sie sind sehr
beeindruckt und fragen mich Löcher in den Bauch. Wo ich hin
will? Nach Hatta Pools. Sie erklären mir den Weg, entscheiden
sich dann aber, vorauszufahren und mich zu leiten. Ein Super-Service.
Alleine hätte ich da wohl ein paar Anläufe gebraucht,
vielleicht sind sie mit mir aber auch nur eine 'scenic route' gefahren,
damit ich mehr von ihrem schönen Land sehe.
Die Teerstraße endet und eine Wellblechpiste, auf der es
fürchterlich schüttelt, führt Richtung Hatta
Pools. Hier bin ich klar im Vorteil. Die Limousinen, die sich die
Schotterstraße entlangtasten, winken mich durch. So ein 600er
S-Klasse Mercedes kommt da wohl federungstechnisch an seine Grenzen. An
den Pools selbst ist wegen des Wochenendes reger Betrieb, also suche
ich mir eine abgelegenere Stelle. Der kleine Schotterweg, den ich
entlangfahre, windet sich am Steilufer entlang und wird immer schmaler.
Ich überlege noch, ob ich nicht lieber ein paar hundert Meter
zurücksetze, da sackt Maxl auch schon hinten rechts weg. Der
Weg gibt nach. Das war's mit Rückwärtsfahren. Ich
halte an, schaue mir das Malheur an, aber so schlimm, wie es sich
angefühlt hat, ist es nicht. Noch ist eine Handbreit Luft
unter der Achse, was man sich ja auch immer gegenseitig
wünscht. Alle Sperren rein und raus aus dem Schlamassel.
Hoffentlich ist der Weg keine Sackgasse! Ein paar hundert Meter weiter
ist das allerdings traurige Wirlichkeit. Keine Chance, hier auf einem
anderen Weg rauszukommen. Es ist gerade genug Platz, um umzudrehen.
Aber die Straße gibt nicht viel weiter nach, ein paar
Zentimeter kann ich auch noch näher an die Felswand ran, und
so komme ich unbeschadet wieder zurück.
Ich suche mir eine Stelle
etwa einen
Kilometer
flußaufwärts, entscheide mich für eine
erhöhte
Stelle im Flußbett, die nach meinem Dafürhalten
oberhalb des
Wasserspiegels liegen müßte, auch wenn es regnen
sollte. Ich
mache mir ein Feuerchen, mariniere Lammfleisch, mache Salat, lese,
entspanne, grille, esse, trinke ein leckeres Glas Wein dazu und
genieße die Ruhe. Langsam geht die Sonne unter, vereinzelt
singen
noch Vögel, Frösche fangen an zu quaken, aber sonst
ist es so
still, daß man sein eigenes Herz schlagen hört. Die
Nacht
senkt sich herab und ich sitze vor meinem Truck und atme die Stille.
Böse wie ein Schwarm Hornissen zerschneidet
Zweitakter-Lärm
die Stille. Von weit unterhalb suchen sich Scheinwerfer den Weg nach
oben, zu mir. Es sind drei Araber auf ihren Quads, die mich
besuchen, neugierig sind, alles wissen wollen, ob sie wohl in den Druck
hineinschauen dürfen? Alle drei drängen sie hinein,
sind
völlig von den Socken, als sie den 'Hammam', das Bad sehen,
der
Wasserhahn wird auf- und zugedreht und bestaunt wie ein Weltwunder -
warmes Wasser! Das Tollste aber ist das Bett. So eine dicke, weiche
Matratze! Come with us, for Chai and Food! Auch wenn ich eigentlich
lieber alleine auf meiner Treppe gesessen wäre, komme ich mit.
Sie
geben mir eines ihrer drei Quads, nie im Leben bin ich mit so einem
Ding gefahren, und jetzt im Dunkeln durchs Gelände? Ich
weiß
nicht. Sie erklären mir, es sei ganz einfach, Gas hier, Bremse
da,
mit diesem Hebel gehts vorwärts und
rückwärts und schon
gehts los. Über Stock und Stein, senkrecht anmutende
Steilhänge hinauf und wieder hinunter, durch knietiefes
Wasser,
daß es nur so spritzt, nach kurzer Zeit fühle ich
mich in
meinem Element und laß es so richtig krachen. Einen
Heidenspaß macht das!
Sie zelten etwa einen Kilometer flußabwärts, haben
einen
ganzen Baum unter Feuer, den sie nach und nach verheizen. Es gibt
arabischen Tee mit Milch, man zeigt mir, daß man das Glas
schüttelt, wenn man nichts mehr möchte, im Jemen
würde
man mit der flachen Hand auf das Glas schlagen, um gleiches kundzutun,
sie freuen sich diebisch, als ich das auch mache, meinen, im Jemen
werden die Leute nur so staunen, wo ich das herhabe. Auch wenn ihr
Englisch zu wünschen übrig läßt,
verständigen
wir uns prima. Sie hätten mich schon am Strand vor dem Burj-Al
Arab gesehen, wo denn die beiden Hunde wären? Die habe ich
weggesperrt, weil der Floh wieder wegen einem wilden Esel ausgeflippt
ist. Ob sie denn aus Dubai kommen? Nein, aus Al Ain, sie haben mich im
Dubai-TV, im Fernsehen gesehen. Wie bitte? Ja, da waren Bilder im
Fernsehen, der Maxl vor dem Burj-Al Arab am Strand, die beiden Hunde
vor dem Truck und ich in einem Stuhl, lesend. Vor etwa vier Tagen war
das im TV! Na super, jetzt kennt mich die ganze Halbinsel.
Später fängt es zu regnen, an. Ich werde
nervös, bin mir
nicht sicher, ob ich im Flußbett stehen bleiben kann.
Obendrein
ist Pipo auf Pirsch, wenn ich den Truck jetzt wegfahre, suche ich ihn
drei Tage. Aber sie beruhigen mich, der Platz, an dem ich stehe, ist
ok, das Flußbett daneben breit und tief genug, dort drin kann
es
schon passieren, daß ganze Autos weggeschwemmt werden. Mit
dem
Quad geht es zurück zum Truck, Pipo wartet schon auf mich und
flitzt in die Kabine, als ich öffne. Ich räume alles
reisefertig auf, wer weiß, vielleicht muß ich doch
blitzschnell weg. Ich trinke noch ein Glaserl Wein und schlafe unter
dem leichten Trommeln des Regens ein.
16.06.2008, Dubai
Wenn man eine email bekommt, in der es heißt:
"Eigentlich sind wir
davon ausgegangen, dass Dubai Thomas inzwischen
zwangseingebürgert hat, denn wie soll der Black-Palace-Beach
ohne den Truck aussehen, der gehört doch wohl nach so langer
Zeit genau so zu diesem Strand, wie der
„Burj“ zum Jumeira-Beach…."
(von Gunilla und Wilfried Gosslau,
www.gunwiltruck.com),
dann weiß man, das man nicht weltreisend, sondern eher wie
der „Burj“ immobil ist.
Also wirds allerhöchste Zeit, aufzubrechen.
Die Visa für Sudan, Äthiopien und Kenia haben wir uns
in Deutschland durch die
Visum-Centrale
beschaffen lassen, das spart uns Nerven und Lauferei. Ich habe vorher
versucht, im sudanesischen Konsulat in Dubai ein Visum zu beantragen,
die geben aber nach eigener Aussage nur Visa an Residents der V.A.E.
heraus, was so wohl nicht ganz stimmt, da andere Reisende
durchaus
ihr Visum in den V.A.E. bekommen haben, also laß ich es und
warte
eben ein paar Tage länger.
Wir hatten den Tip bekommen, uns vom Deutschen Generalkonsulat wegen
des
Saudi-Visums helfen zu lassen. Also schreibe ich eine email dorthin,
formuliere mein Anliegen und bekomme auch kurz darauf Antwort. Wir
vereinbaren einen Termin und so begeben wir uns in das
Konsulat. Es wirkt ein bißchen trostlos, fast unscheinbar,
da wünscht man sich und den Herren Konsuln doch ein etwas
repräsentativeres Gebäude. Aber was solls. Wir werden
vom
Herrn Konsul Jürgen Schneider empfangen, wir sitzen und
unterhalten uns in entspannter Atmosphäre und halten kurz
darauf
eine 'Consular Note' in der Hand, in der das Deutsche Generalkonsulat
dem Saudischen ebensolchen seiner Wertschätzung versichert und
freundlich um Unterstützung bei der Erteilung eines Visas
nachfragt.
Ich stelle mir den Wecker, quäle mich frühmorgens aus
den
Federn, mache mich frisch, kämme mein Haar (!) und mache mich
mit
dem Empfehlungsschreiben auf zum Saudischen Generalkonsulat. Jenes
thront
herrschaftlich am Creek, in einem Palast, der für das ganze
saudische Königshaus groß genug sein
müßte - so
residiert man, wenn man auf sich hält oder eben auch, wenn
mans
braucht.
Die Visa-Vergabestelle ist in einem Seitenflügel
untergebracht, es
warten nur wenige Leute, jetzt kurz vor 09:00 und ich schöpfe
Hoffnung, daß es nicht gar so schlimm werden möge.
An der Sicherheitsschleuse müssen die Taschen geleert werden
und
alle metallischen Gegenstände in ein Schälchen gelegt
werden.
So auch mein Mobiltelefon. Denke ich. Oh nein! Das darf nicht mit
hinein. Ich muß es im Auto lassen. Sehr witzig. Ich bin mit
dem
Taxi da. Ja, da kann man nichts machen, mit Telefon komme ich
jedenfalls nicht hinein. Man spricht und versteht plötzlich
nur
noch arabisch. Also drücke ich dem Wicht das Telefon in die
Hand,
bedeute ihm, daß er jetzt darauf aufpaßt und
schlüpfe
durch die Schleuse. Wie er seine Schreibtischschublade aufmacht, um das
Telefon darin zu verstauen, liegen da natürlich jede Menge
Telefone...
Mit meinem Nummernzettel in der Hand setze ich mich in die angenehm
kühle Wartehalle. Es tut sich gar nichts. Verschiedentlich
rennen
Leute zu einzelnen Schaltern, rudern mit den Armen, beschweren sich
lautstark, aber helfen tuts nicht. Um mich herum sitzen
hauptsächlich Inder - mit Einkaufskörben
voller
Päße. Mir wird ganz anders. Endlich, nach etwa zwei
Stunden
Warterei, kommt Bewegung auf. Ich habe Glück, daß
ich so
früh da war, ich bin der Dritte, der aufgerufen
wird, gehe zum
Schalter und erkläre mein Begehr Daß ich gerne ein
Transitvisum hätte. Er fuchtelt nur mit den Armen, verdreht
die Augen, nuschelt
irgendetwas von Typing Service und 'they do it' und schickt mich weg.
Langsam, langsam. Wie bitte? - Er hat keine Zeit, es warten noch
andere, ich soll mich draußen an einen Polizisten wenden und
mich
jetzt verdrücken. Nicht mit mir. Als er aber sieht,
daß ich
nicht abziehe, dreht er auf dem Absatz um, wendet mir den
Rücken
zu und geht. Die Scheibe verhindert, daß ich ihn am
Schlaffittel
packe. So ein Depp.
Also wende ich mich an den Herren Telefonaufpasser und
Thomasschikanierer. Der spricht und versteht jetzt natürlich
nur
noch arabisch. Wo soll ich hin? Es geht auf Mittag zu und dann ist
für heute Schluß. Ein Araber erbarmt sich meiner und
erklärt mir, wie das abläuft. Man muß
seinen
Visumantrag elektronisch einreichen, da bekommt man eine Nummer und
erst dann kann man zusammen mit den ausgedruckten Unterlagen seinen
Antrag hier einreichen. Um die Ecke wären mehrere 'Typing
Services', dort wird alles erledigt. Aha.
Bei über 40 Grad im Schatten und fürchterlicher
Luftfeuchtigkeit mache ich mich auf den Weg. Nach kaum 100m bin ich
naß bis auf die Knochen. Das Wasser läuft mit die
Wirbelsäule entlang. Das ist kein Wetter für mich.
Ich frage
mich durch und werde in ein Gebäude geschickt, das vor lauter
Menschen aus allen Nähten platzt. Dort sei der Typing Service.
Daß ich wieder durch eine Sicherheitsschleuse muß,
macht
mich stutzig. Trotzdem renne ich durch das ganze Gebäude. Ich
finde nichts, was auch nur entfernt nach 'Typing Service' aussieht und
sehe mich schon unverrichteter Dinge für heute abziehen.
Schließlich wende ich mich an den Informationsschalter am
Eingang. Nach langem Warten erfahre ich, daß ich im indischen
Konsulat gelandet bin (wo haben die bloß ihre Fahne
hängen?)
und der 'Typing Service' 100m weiter um die Ecke zu finden ist.
Tatsächlich finde ich das Büro. Es ist gerammelt von
mit
Leuten. 'Saudi Visa Service' heißt es hier. Ich warte. Warte.
Warte. Darf schließlich 75,- Dirham bezahlten, bekomme einen
Zettel und soll mich damit und mit meinen Unterlagen an einen der
Schreiberlinge halten, die hinter einem Tresen aufgereiht sitzen. Es
ist
keine Reihenfolge, in der die Anträge abgearbeitet werden,
erkennbar. Wer die längsten Arme oder die spitzesten
Ellenbogen
oder schrillste Stimme hat, gewinnt. Das muß ich erst noch
üben, also komme ich lange nicht an die Reihe. Kann
dafür in
dem kümmerlich klimatisierten Büro Charakterstudien
treiben.
Von einem über-selbstbewußt radikal
auftretenden Weib
(mit der mit Abstand lautesten und durchdringendsten Stimme)
über
tadellos erhaben wirkende Araber bis
zu finster-beleidigten Pakistanis und einem leicht
verschüchterten
Europäer ist hier alles vertreten und ob solch einer Mischung
muß ich über mich selbst schmunzeln. Was habe ich
erwartet?
Mit nun formvollendetem Visaantrag und allen zugehörigen
Unterlagen mache ich mich am nächsten Morgen wiederum auf zum
Saudischen Konsulat. Der Herr der Schleuse kennt inzwischen mein
Telefon, ich das Procedere und so setze ich mich geduldig und warte auf
meinen Aufruf. Nach kurzer Zeit bin ich dran, reiche meinen Antrag
durch, ein Kopfnicken sagt mir, daß alles in Ordnung ist, ich
soll mich einen Augenblick hinsetzen, man ruft mich dann. Na das
läuft aber prima heute! Ich sehe sie mit meinen Unterlagen
hin-
und herrennen - das wird doch wohl nicht sofort bearbeitet? Na, mir
solls recht sein! Nach weiteren 10 min werde ich namentlich aufgerufen,
'Mister Thomas!', ich beeile mich zum Schalter, bekomme dort meine
Papiere zurück und alles, was er sagt, ist 'No'. No? No!
Warum? Er
zuckt mit den Achseln. Visa gibt es nur für Residents. Und
schon gar nicht für solche Trucks. Aber - und schon dreht er
mir
wieder den Rücken zu und schreitet demonstrativ von dannen.
Na super. Jetzt sitze ich in der Klemme. Zurück in den Iran -
woher das Visum nehmen? Von hier oder dem Oman verschiffen? Nein. Ich
stapfe zum Haupteingang des Konsulats. Ich will den Herren Konsul
persönlich sprechen. Der Pförtner, ein ausnehmend
freundlicher Araber, heißt mich setzen, er will sehen, was er
tun
kann, telefoniert. Der Herr Konsul ist in einer Besprechung, aber wenn
ich warten möchte, vielleicht ergibt sich vor Mittag noch eine
Gelegenheit. Ob es denn in Deutschland keine Friseure gäbe? Na
sowas - ein Araber, der Späßchen macht! Wir lachen
lauthals.
Eine halbe Stunde später rauscht ein 7er BMW am
Pförtnerhäuschen vorbei - das war er, leider,
für heute
geht nichts mehr, aber wenn ich morgen vielleicht vorbeikommen
möchte, dann - inshallah - kann ich mit ihm sprechen.
Das reicht mir nicht. Ich will einen Termin. Aber hier kann ich nichts
ausrichten. Also rufe ich noch einmal im Deutschen Generalkonsulat an
und habe wieder den Herrn Schneider am Telefon. Er erinnert sich, ja,
oh je und es täte ihm leid, aber viel Spielraum habe das
Konsulat
in der Sache nicht. Immerhin sei heute der Herr Konsul Gutsche da, der
habe schon einmal in solch einer Situation geholfen, ja, sicher, ich
kann gerne heute noch vorbeikommen. Und so mache ich es auch. Kurz vor
knapp komme ich im Generalkonsulat an, freue mich, den Herrn Konsul
Schneider wieder zu sehen, und werde Herrn Konsul Gutsche vorgestellt,
der den
langhaarigen Weltreisenden schon am Eingang getroffen hat. Tja -
manchmal bräuchten die Saudis schon auch etwas von dem
Deutschen
Konsulat. Es hilft vielleicht, wenn man den einen oder anderen von
ihnen daran
erinnert.
Tatsächlich erhalte ich noch am selben Tag einen Anruf des
Herrn
Gutsche, in der er mir einen Termin mit einem Herrn Abdulrachman aus
dem Saudischen Konsulat für den nächsten Tag
bestätigt.
Ich bin hoch erfreut und sehr angetan von der prompten Hilfe aus
unserem Konsulat.
Am nächsten Tag stehe ich pünktlich auf der Matte.
Der
Pförtner grinst mich an, unglaublich - ein saudischer
Spaßvogel im Konsulat! Ich warte in der Empfangshalle. Da
paßt das Deutsche Generalkonsulat hochkant hinein. Nicht
ganz,
aber krachen lassen tun sie's schon, die Saudis. "Where is the German?"
hallt eine Stimme durch den Raum. Na so schwer zu erkennen bin ich ja
auch nicht, zum einen bin ich der einzige, der hier wartet, zum anderen
hat sich die Haare-Story sicher schon rumgesprochen. Der Herr
Vize-Konsul bittet mich in sein Büro. Sehr schwierig sei das,
mit
dem Transitvisum. Wegen des großen Autos. Und weil ich keine
arabischen Nummernschilder hätte. Und so weiter und so fort.
Ich
erinnere ihn, daß da vor etlichen Wochen schon einmal ein
Pärchen mit so einem Auto durch Saudi Arabien wollte und auch
vin
Transit-Visum bekommen habe. Ja, ja, das sei er gewesen, er
müsse
die Unterlagen suchen. Greift in den Schrank und hat sie. Hmm,
kompliziert, kompliziert. Und er verschwindet. 10min
später
taucht er mit einer triumphierenden Geste wieder auf Ich bekomme mein
Visum. Ich soll 50 Saudische Rials bezahlen, dann kann ich meinen
Paß mit dem Visum morgen abholen. Mir fällt ein
Stein vom
Herzen.
Tatsächlich erhalte ich meinen Paß samt Visum am
nächsten Tag. Herr Abdulrachman übergibt ihn mir
persönlich. Ich verspreche ihm, ihm eine email samt Bildern
von
meiner Reise durch Saudi-Arabien zu schicken und verabschiede mich
freundlich. Während wir Hände schütteln,
taucht ein
dunkelhäutiger Mann auf. Ah! That's the German! Hello, Sir,
you
got your Visa? I granted you 4 days, because you will need longer with
your truck. Herr Abdulrahman guckt ein bißchen verdutzt,
damit
hat er wohl nicht gerechnet, daß seine Verdienste um das
Visum so
schnell klargestellt werden. Aber das kümmert mich nicht. Ich
mache mich auf zum Deutschen Generalkonsulat, um von erfolgreicher
Mission zu berichten und nicht zuletzt um mich zu bedanken. Es sind ein
paar hundert Meter, vielleicht ein Kilometer bis dorthin. Kurz vor
Mittag treffe ich ein, die Security Leute kennen mich bereits, im Nu
bin ich an der gepanzerten Eingangstür, nur der Inder am
Empfang
schichtet heute wieder Papiere von links nach rechts und von rechts
nach links und hat offensichtlich überhaupt keine Zeit, auf
mein
Klingeln zu reagieren. Er ist mir die letzten Male schon aufgefallen,
tut superwichtig, betreibt aber reine Beschöftigungstherapie
und
übt sich sonst im 'Wichtig' und 'Beschäftigt'
Aussehen. Wie
ich also hier erfolglos warte und regelmäßig den
Klingelknopf betätige, kommt eben jener dunkelhäutige
Mensch
in das Konsulat und will - zu Herrn Gutsche. Na wenn das kein Zufall
ist... Wir unterhalten uns, ich bedanke mich noch einmal recht herzlich
bei ihm und verlasse dann, nachdem mir gesagt wurde, daß die
Herren Konsuln in einer Besprechung sitzen, die dauern könnte,
das
Konsulat. Dann bedanke ich mich eben per email.
01.07.2008 Dubai - Ba'aya
Auf gehts! Ich verabschiede mich noch von Beate und Charly, mit denen
ich wunderschöne Tage verbracht habe. Sie haben mir Dubai und
die V.A.E. wirklich näher gebracht. Zum Abschied bekommen wir
alle feuchte Augen, wir werden uns vermissen. Aber irgendwann sehen wir
uns wieder. Alles Liebe und vielen, vielen Dank an Euch!
created: 2007/11/14
by Thomas Waas
last changed: $Date: 2008/10/22 13:58:02 $ by $Author: Thomas $